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"The Great Maddening" - CD



"Imperium Grotesque" - CD

VAMPSTER

Das Debut-Album von Vindsval (der Name ist der des winterlichen Kühlers in der alt-isländischen Mythologie) sprengt definitiv die Erwartungen, die an ein Black Metal Debut-Album gestellt werden dürfen. Vindsval verzichten keineswegs auf Keyboards, und doch hat man nie das Gefühl, bei einem weiteren der hundert Dimmu Borgir-Klone gelandet zu sein. Vindsval schaffen es ohne echtes Orchester und Industrial-Einflüsse die Keyboardklänge voll auszunutzen und in sinnvolle und harmonische Eintracht mit den Gitarrenstimmen und den Basslines zu bringen. Die Melodien bleiben im Gehirn haften und sind dennoch nicht zu simpel, und dazwischen tosen einige Prügelpassagen, die eine übertriebene Kitschigkeit schlichtweg vermeiden und auch die Nähe zum traditionellen Black Metal spielerisch herstellen. Tempiwechsel machen das Ganze nur noch interessanter und so kann ich dieses erste Album von Vindsval mit gutem Gewissen als atmosphärisch-schwarzmetallisches Meisterwerk bezeichnen.

Da keiner der Songs einen "Abschiffer" darstellt, ist es beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, Anspieltips zu geben. Sicherlich ist "Beholding the Glacial Empire" ein Schmankerl für die Ohren und das Gemüt, aus anfänglichem brutalen Geprügel entwickeln sich äusserst ungewohnte und groovige Bass- und Gitarrenstimmen (deren Abmischung voll zu überzeugen vermag - endlich hört man auch mal Bassstimmen in einem Song), die ungewohnte Har-monien ans Tageslicht bringen und im Wechselspiel miteinander vollstens überzeugen (und dies durch alle Geschwindigkeitswechsel hindurch). Beide Saitenstimmen sind sauber eingespielt, kein übermässiges Sologefrickel, sondern Melodien, die (wehmütige) Erinnerungen an Dissection wachrufen. "Imperium Grotesque" ist dann die zweite Hörkostprobe, die ich empfehlen kann - hier warten Keyboardflächen und Blasinstrumente, die Mut zu neuen Instrumentierungen beweisen. Trotz Keyboards werden die Gitarrenmelodien niemals damit "erdrückt", sondern lediglich unterstrichen (genauso wie die überzeugenden Double Bass Drumlines) - ein äusserst kluger Schachzug, da so der Groove nicht verloren geht. Zuweilen erinnern die Harmonien auch an die "alten" Kovenant-Scheiben (was sicher nicht negativ ist, sondern eher Freudentaumel verursacht!), doch beweisen Vindsval mit ihren Arrangements und Ideen stets ihre individuelle Note-und runden den Song mit einer Kombination von Glöckchen und Akkordeon (!!!) ab, die dann in einen dämonischen Walzer übergleitet.

Alles in allem ein schlichtweg geniales Album der Gattung "Atmosphärischer Black Metal mit Keyboards" und der Beweis, dass Songwriting und bestechende Arrangements wichtiger sind als Pomp und eine Keyboard-Lawine - wer kann sich Black Metal ohne Gitarren vorstellen??? Somit ist "Imperium Grotesque" definitiv eine der grossen kreativen Leistungen in den schwarzmetallischen Gefilden des Jahres 2000.

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